Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer
Ich muss Ihnen gestehen, eine Freitagspost unter den heutigen Umständen zu schreiben, viel mir die letzten Wochen schwer. Ich befand mich über eine Zeit wie ins Koma versetzt. Alles viel mir schwer – wem nicht. Unsere Kongresse wurden reihenweise abgesagt, verschoben oder stehen auf wackligen Füssen.
Doch ich habe mich gefangen und möchte unsere Geschichte mit Ihnen teilen, denn es entsteht Schönes. Beispielsweise zeige ich Ihnen, wie unsere Kongresse sich verändern und wir uns wieder zum Netzwerken treffen können. Schön Portionenweise – nicht dass Sie sich langweilen. Soviel sei gesagt: Reservieren Sie sich unbedingt den 25. Juni 2020 ab 17.00 Uhr und den 26. Juni 2020 bis 16.00 Uhr.
Und nun zu unserer Geschichte die ich mit Ihnen teilen möchte.
Tatort Corona
Wir schreiben den 28. Februar 2020. Nachrichten aus China ziehen via Social Media Kanäle in die Schweiz. Unsicherheit, Fragen, Zweckoptimismus erreichen die einzigartige, schöne Schweiz. Der Bundesrat verkündet, dass Grossveranstaltungen ab 1000 Personen ab sofort – also heute – verboten sind. Schock!! Grossveranstaltungen! Da schiesst mir unser Gesundheitsforum Graubünden durch den Kopf. Dieses soll am 4. April in Chur über die Bühne gehen. Nein das darf nicht sein…..auf keinen Fall…..Ach kein Problem, wir lassen einfach nur 999 Personen in den Saal im GKB Auditorium. Es ist ja nicht ganz so schlimm. Es sind ja lediglich Grossveranstaltungen – über 1000 Personen, die zukünftig nicht mehr durchgeführt werden dürfen – das betrifft unsere weiteren Kongresse nicht und die Lösung fürs Gesundheitsforum haben wir auch schon – so unsere Gedanken.
Schock Nummer 2: Seit langem habe ich geplant mein Team nach St. Moritz ans SunIce Festival einzuladen. Vier Tage an einem der schönsten Flecken der Erde – meiner Heimat. Ein Festival der besonderen Art, welches von einem ganz jungen, dynamischen Team – einer davon ist unser Sohn Joel – organisiert wird. Es soll am 13. – 15. März stattfinden. Aber das geht nicht – das Festival darf nicht stattfinden. Schock, Schock, Schock!
Was tun wir jetzt? Absagen, doch nach St. Moritz fahren? Wir gehen doch und nehmen uns die Tage Zeit um unser Wirken zu analysieren – Klausur ist angesagt. Zeit zu rekapitulieren, was ist gut, was ist verbesserungswürdig, wie steht es um unsere Effizienz?
Heute ist der 14. März 2020
In St. Moritz angekommen gehen wir tatkräftig an die Arbeit. Stärken, Schwächen, Verbesserungen, wo sind wir gut und wie/wo können wir noch verbessern. Alle setzen ihren letzten Schweiss dazu ein, dass wir weiterkommen. Gemeinsam weiterkommen. So Klausuren sind ja nicht ganz einfach. Haben wir uns doch gegenseitig versprochen ehrlich, fair und direkt zu sein und wollten wir doch einfach vier schöne Tage im Engadin bei Musik, Sonne, Drinks und guten Gesprächen verbringen. Im Hinterkopf haben wir, dass wir am Sonntag hoch auf Corviglia gehen, um den Kopf auszulüften. Wir freuen uns sehr darauf. Wir arbeiten weiter.
Es tümmeln sich hartnäckige Gerüchte in den sozialen Medien herum. Der Bundesrat werde in den nächsten Tagen informieren. Ich bin ehrlich zu Ihnen, wir haben ein wenig Angst. Angst um unsere persönliche Zukunft, Angst nicht bei unseren Liebsten sein zu können. Stimmt ja nicht ganz. Ich wohne ja mit meinem Ehemann und Sohn in diesem wunderschönen Tal – aber mein Team möchte innerlich heim. Ich spüre das. Ein eigenartiges Gefühl. Doch wir sind ein Team des Zusammenhalts. Auch eine kleine Familie. Wir vereinbaren nach Schluss der getanen Arbeit, uns an der Bar im Hotel Hauser zu treffen. Gesagt getan, mein Mann Peter und ich stehen an der Bar. Doch wo bleibt unser Team? Keine Ahnung, wir machen uns etwas Sorgen, lassen es aber einfach so im Raum stehen. Um 19.00 Uhr verabredet im Tenda sur Lej in Silvaplana, geniessen wir trotz allem und vor allem stolz auf unsere getane Arbeit ein köstliches Fondue.
Schock Nr. 3! Wir erfahren, dass die Bergbahnen ab sofort geschlossen bleiben. Wir wollen doch morgen zum Skifahren auf Corviglia. Einen Tag geniessen und die gestrigen Arbeiten setzen lassen. Nein, nicht das auch noch. Was sollen wir nur tun. Wir tun das, was Herr und Frau Schweizer in der Freizeit eben tun – wandern! Wir lassen uns von den Nachrichten nicht unterkriegen. Wir wandern gemeinsam nach Pontresina.
Am selbigen Abend erfahre ich, weshalb wir gestern am Apéro alleine gelassen wurden. Mein Team hat seit Ende Februar gespürt, dass die Zukunft nicht einfach wird und diese Situation ihre Chefin (el jéfé wie sie mich nennen) sehr belastet. Ihre Vorbereitung zu unten stehendem Video ist entstanden, da wusste noch niemand etwas davon, dass Covid unsere Firma MediCongress und somit auch die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiterinnen akut bedroht. DANKE liebes Team für diese berührenden Worte!!! Wir schaffen das.
Lieber Peter danke für die bezaubernden Fotos, mit der Du unsere Geschichte noch greifbarer machst.
Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer. Heute Sonntag der 15.03.2020 weiss ich noch nicht, wie sich unser Leben verändern wird. Ich weiss aber, dass wir uns wieder sehen werden und was es dazu braucht, lesen Sie – wenn Sie mögen – nächsten Freitag 1. Mai 2020.
Herzlich Ihre Gastgeberin
Doris Brandenberger